3. Dezember 2007

Typisch Kiwi

In den 80 Tagen, die wir nun in Neuseeland verbracht haben, ist uns so einiges aufgefallen, was typisch ist fuer Neuseeland und was das Leben und die Leute hier ausmacht. Einiges von den Dingen hat uns sehr beeindruckt, zu Kopfschuetteln gefuehrt, uns genervt oder uns einfach nur amuesiert...

Der oder die Kiwi???

  • Wenn man in Neuseeland von Kiwis spricht, dann meint man immer die Menschen, die hier leben. "Die Kiwi", die wir aus Deutschland kennen ist hier die "Kiwi fruit". Die Menschen sind schon fast beleidigt wenn man mit Kiwi die Frucht und nicht Sie meint. Nicht zu vergessen ist hier auch der Kiwi-Vogel, so zusagen eines der Nationalsymbole und ein aeusserst selten anzutreffender flugunfaehiger, nachtaktiver Vogel.
  • Es ist immer wieder erstaunlich wie freundlich, hilfsbereit und unkompiziert die Leute sind....Wenn man nicht gerade bei der Parkplatzsuche angesprochen wird ob man das Auto nicht in seinen Garten parken will, oder auch gleich zum Abendessen eingeladen wird, dann wird man doch meist mit einem Laecheln und der Frage "How are you today" angesprochen. Fuer ein kleines Schwaetzchen sind sie immer zu haben.

Landschaft

  • Unverkennbar sind die nie endenden Weideflaechen mit Millionen von Schafen und Kuehen. Erstaunlich ist auch, dass genauso viel Weideflaechen leer stehen, wahrscheinlich muss sich der Boden erholen, bevor die naechsten Schafen wieder drauf herum trampeln.
  • Neben den Schafweiden gibt es auch riesige regional auftretenden kuenstlichen Waelder die alle 15-25 Jahre gerodet werden, anschliessend bleibt meist der Baumabfall liegen. Das Ergebnis ist ein ueberaus haesslicher Anblick. Wir fragen uns immer was man mit so viel Holz anfaengt.... und an die Tiere die im Wald leben denkt scheinbar auch keiner.
  • Es gibt fast keine Landflaeche die nicht eingezaeunt ist. Wenn man doch mal das Glueck ein ein solches Stueck Land zu entdecken, dann hat man bestimmt das Schild verpasst “xyz National Park”
  • Da man heutzutage in vielen entlegenen und abgeschiedenen Gebieten nicht mehr richtig von der Landwirtschaft leben kann, sieht man dort oft verlassene Haeuser, Grundstuecke und Viehherden. Diese "Geisterstaedte" sehen manchmal ganz schon unheimlich aus. Bei Regen, Gewitter oder Daemmerung meint man, dass man Teil eines Horrorfilms ist.
  • Die neuste Technologie, wie man Autofahrer dazu noetigt langsamer zu fahren, gibt es hier ebenfalls: Das Zauberwort heist... “One Lane Bridge”, das sind einspurige Bruecken.
    Egal ob auf irgendwelchen gottverlassenen Seitenstrassen oder auf dem Highway, es gibt sie ueberall... auch in allen Laengen, von 5 m Laenge bis hin zu ein paar Hundert Meter Laenge....manchmal aus Holz, mit Sicherheit schon uralt und immer aeussert holprig...eher selten mit hilfreichen Ausweichbuchten....oft direkt nach unuebersichtlichen Kurven...dazu manchmal schlecht ausgeschildert....und damit immer eine willkommene Abwechslung bei langweiligen Fahrten.
    Fragt jetzt bitte nicht wieso man eine Bruecke nur einspurig macht... wir konnten noch keinen wirklichen Grund feststellen, ausser dass es vielleicht ein paar Dollar guenstiger ist oder war
  • Was die “one Lane Bridge” fuer Autofahrer ist die “Swingbridge” (Haengebruecke) fuer Wanderer. Auf den Wanderwegen trifft man diese Art des Brueckenbaus sehr haeufig an. Auch hier gilt.... in allen verschiedenen Laengen.... aus Holz oder Stahl... meist fuer nur 5 Personen...immer sehr wackelig... und damit immer einen Spass wert.
    Wie auch bei der One Lane Bridge sind die Kiwis sehr stolz auf ihre Haengebruecken.
  • Falls man in Neuseeland ein Auto nicht mehr braucht oder es einfach zu alt geworden ist, dann stellt man es einfach in seinen Garten, laesst es vor sich her rosten irgendwann loest es sich schon in seine Einzelteile auf und man kann ja auch das zweite und dritte dazu stellen (sieht vielleicht auch schoener aus) und nach ein paar Jahrzehnten hat man eine schoene Ansammlung von verrostet “Oldtimer”. Bei uns nennt man so etwas eigentlich Schrottplatz, in Neuseeland hat jeder seinen eigenen davon im Garten.
  • Neuseeland heisst auf Maori (die Sprache der “Ureinwohner” ) “Aotearoa”, was so viel heisst wie “Land der weissen langen Wolke". Es ist zwar oft sonnig aber irgendwelche Wolken sieht man immer.
  • das Wetter ist auch so eine Sache. Sonne, Regen, Wolken.... gibt es recht often gemeinsam, somit sind Regenbogen keine Seltenheit. Ausserdem ist es nichts besonderes wenn man Schnee, Regen, Sonne, Sturm, Wolken und extreme Temperaturunterschiede an einem Tag hat.

So sehen die Kiwis ihr eigenes Land

  • Man spricht hier gerne in Superlativen, wie z.B. “groesste Eiskugel im noerdlichen Teil der Nordinsel” (wir haben nur eine Cafe gesehen das Eis verkauft) , “hoechster Turm oder laengste Haengebruecke in der Suedlichen Hemisphaere” (vielleicht wird in Suedamerika oder Afrika anders gemessen....), der Suedlichste Punkt der Suedinsel von Neuseeland”, “bester Wein der Westkueste der Suedinsel” (da gibt es wahrscheinlich auch nur ein Weingebiet), “.... das Groesste oder Beste in Australasien“
  • Was antwortet ein Kiwi auf die Frage, ob eine bestimmte Region einen Besuch lohnt: “it’s nice there...you have to go there....it’s nice everywhere...”, tja manchmal ist es halt schwer ueberall hinzufahren, wenn man nicht gerade unendliche viel Zeit hat und nicht jede Kleinigkeit ist wirklich sehenswert...
    ...man sieht die Kiwis lieben ihr Land (zurecht auch)

Weitere Besonderheiten:

  • In Staedten (auch in kleineren) gibt es meist ein Alkoholverbot auf oeffentlichen Plaetzen, in Parks oder auch in der gesamten Innenstadt, und das obwohl die Kiwis doch so gerne (und viel) Bier trinken.... es waere mal lustig zu sehen, wie die Muenchner im englischen Garten reagieren wuerden, wenn man das bei uns machen wuerde.
  • Interessant sind ebenfalls “Bottle Shops” (Getraenkemaerkte in denen es nur Alkohol gibt) mit dem Hinweis “Drive Thru”...Alkohol im Vorbeifahren...so kann man ja auch gleich mal im Auto probieren, was man so gekauft hat...
  • Der Kleiderstil der Kiwis ist unverkennbar, was ihn deshalb auf den ersten Blick sofort von einem Touristen unterscheidet. Egal ob Regen, Sturm oder Sonne, egal ob eiskalt oder 30 Grad, ein Kiwi zieht immer kurze Hosen und FlipFlops an. David (Stephis Freund haben wir am vorletzten Tag zum ersten Mal in Jeans gesehen...). Wenn es dann doch mal kalt wird, dann zieht man lieber ein Langes Shirt an (gerne aus Schafswolle).
  • Das Land ist sehr multikulturell. Es gibt besonders in Auckland sehr viele Asiaten. Maori sieht man fast ausschliesslich auf der Nordinsel, wobei die Zahl steigt je weiter noerdlich man faehrt. Die Staedte auf der Suedinsel sind eher englisch (Christchurch) oder schottisch (Dunedin) gepraegt.
  • "Movember"....hae....nein, ich habe mich nicht verschrieben.... Movember ist eine witzige Aktion in Neuseeland und Australien um auf typische Mannerkrankheiten wie z.B. Prostata Krebs aufmerksam zu machen und auf bessere Vorsorge hinzuweisen (da Maenner eine geringe Lebenserwartung haben und sich scheinbar etwas besser um ihre Gesundheit kuemmern sollten). Zu diesem Zweck lassen sich die Maenner im Monat November den Oberlippenbart (kein Vollbart) wachsen.
  • Sehr beliebt ist Take-away Essen. Man findet fast an jeder Ecke etwas fuer jeden Geschmack....Chinesisch, Indisch, Burger, Pizza oder auch Doener.... man koennte den Eindruck bekommen, dass die Kiwis etwas Koch-faul sind. Aus unserer Sicht haben die Kiwis auch keine richtige Esskultur. Die Essenszusammenstellungen sind manchmal etwas gewoehnungsbeduerftig. Chips werden immer und ueberall gegessen, gerne auch als Beilage oder als Vorspeise. Ketchup wird gerne zum "verfeinern" verwendet. Pizza gibt es auch mal mit Kartoffeln drauf.....man merkt den englischen Ursprung....

Nichts desto trotz haben wir das Land lieben gelernt, und wir Deutschen haben ja auch genuegend Macken.....

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