2. August 2009

Vilnius (Litauen) - Kulturhauptstadt 2009

Am 27. Juli ueberquerten wir erneut die Grenze, diesmal die Litauische. Dabei wurde zum ersten Mal seit der Grenzkontrolle Russland/Estland unsere Ausweise bei einer Routinekontrolle ueberprueft. Aber alles klar, wir durften rein....
Unser Ziel war Vilnius, die Hauptstadt Litauens, die dieses Jahr gemeinsam mit Linz Kulturhauptstadt Europas ist. Jedoch ist dieses Ereignis in der Stadt kaum spuerbar. Man sieht gelegentlich Plakate, die auf die Tatsache hinweisen, aber es finden leider keine besonderen Veranstaltungen statt.
Litauen besitzt insgesamt 3,4 Millionen Einwohner, davon 550.000 in der Hauptstadt, die 1316 vom Grossfuersten Gediminas gegruendet wurde. Somit geht der Ursprung Vilnius nicht wie bei Riga und Tallinn auf eine mittelalterliche deutsche Siedlung zurueck. Es gelang den Deutschen waehrend den Kreuzzuegen im Mittelalter nie, Vilnius fuer sich einzunehmen. Stattdessen war Vilnius Hauptstadt eines eigenstaendigen Fuerstentums Litauens, das sich in der Hochzeit durch den Zusammenschluss mit dem dem Koenigreich Polens zu einem einflussreichen Grossreich in Osteuropa entwickelte. Nach der Zerschlagung des Polnisch-Litauischen Reiches am Ende des 18 Jhd. kam Litauen unter russischen Einfluss. Die endgueltige Unabhaengigkeit erlangte Litauen, als erste der Sowjetrepubliken 1990. Eine grosse Rolle bei dem Unabhaengigkeitskampf spielte eine Demonstration, bei der von 2 Millionen Menschen eine 600km lange Menschenkette von Tallinn (Estland) uber Lettland nach Vilnius gebildet wurde. Heute ist man in Vilnius besonders stolz darauf.

Vilnius besitzt genauso wie die Hauptstadte der beiden anderen Baltischen Staaten eine wunderschoene, gut erhaltene Altstadt. Die Altstadt ist uebrigens eine der groessten in Osteurpa und ist auch auf der UNESCO Weltkulturerbenliste aufgenommen. Die Gebaeude hier stammen hauptsaechlich aus dem 16. Jahrhundert und sind im Stil des Barocks von italienischen Baumeistern errichtet worden. Besonders auffallend in der Altstadt ist die Dominanz von Kirchen verschiedener Glaubensrichtung. Hier einige davon:

Stankt Stanislaus Kathedrale mit daneben stehendem Glockenturm, eines der Wahrzeichen der Stadt


St. Casimir Kirche


Aeltestes Gotteshaus der Stadt


Kirche St. Katherina


bei so vielen Kirchen, haben wir doch tatsaechlich den Namen dieses schoenen Gotteshaus vergessen


Im "Tor zur Morgenroete" befindet sich eine kleine Kapelle, welche eines der wertvollsten Ikonen besitzt. Aus Furcht vor der Macht dieses Ikons wurde das Stadttor bzw die Kapelle in der Sovjet- Zeit nie zerstoert. Das Tor ist Teil der ehemalien Stadtmauer und als einziges erhalten geblieben.

(Sorry, falls es ein paar Kirchen zu viel waren, aber ganz Vilnius ist voll mit Kirchen und wir dachten das gehoert nun mal dazu.....)

Statue des Grossfuersten Gedeminas (Stadtgruender) auf dem Kathedralplatz


Die kleinste und engste Gasse Vilnius


Die 3 Damen warten am Eingang des Theaters


Alles in der Altstadt ist schoen herausgeputzt, wie diese Haeuserreihe


Gasse durch die Altstadt


Rathausplatz


Diese Gedenktafel ist der ganze Stolz der Litauer. 2002 war George Bush zu Besuch und machte die ruehrende Aussage: "Jeder der Litauen als Feind waehlt, hat die USA auch als Feind!!!" Dies wurde gleich in Form dieser Tafel am Rathaus festgehalten. Also immer nett zu den Litauern sein, sonst gibt es Aerger mit dem grossen Freund von Uebersee....


Blick auf das neue Stadtviertel ausserhalb der Altstadt


Auf dem Aussichtsberg ueber der Altstadt befinden sich diese 3 Kreuze, die an 3 katholische Maertyrer im Mittelalter erinnern, die auf dem Berg gekreuzigt wurden.


Faszinierender Mondaufgang


Republik Uzupis
Bei Uzupis handelt es sich um einen Stadtteil von Vilnius, der sich seit Anfang der Neuziger von einem unbeachteten und verwahrlosten Winkel zu einem Kuenstlerviertel wurde und nun eine exquisite Adresse darstellt. Das besondere an Uzupis ist aber, dass die Bewohner diese Viertels, sich selbst 1998 als eine unabhaengige Republik erklaert haben. Es gibt hier alles, was eine anstaendige Republik braucht. Eigene Flagge, Präsident, einen Sheriff, der Nationalfeiertag ist der 1. April, man hat auch ein eigens Postamt mit Stempel und sogar eine Verfassung wurde angefertigt. Diese ist recht interessant und besteht aus 41 Punkten.
Hier ein paar Auszuege:
  1. Jeder Mensch hat das Recht, beim Fluss Vilnia zu leben, und der Fluss Vilnia hat das Recht, an jedem vorbei zu fließen.
  2. Jeder Mensch hat das Recht auf heißes Wasser, Heizung im Winter und ein gedecktes Dach.
  3. Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, aber das ist keine Pflicht.
  4. Jeder Mensch hat das Recht, Fehler zu machen.
  5. Jeder Mensch hat das Recht, einzigartig zu sein.
  6. Jeder Mensch hat das Recht zu lieben.
  7. Jeder Mensch hat das Recht, nicht geliebt zu werden, aber nicht notwendigerweise.
  8. Jeder Mensch hat das Recht, gewöhnlich und unbekannt zu sein.
Das ganze ist wohl eher ein Scherz und wird von der Stadt geduldet. Letztlich gelten hier die normalen Litauischen Gesetze und es ist halt nur ein besondere Stadtteil von Vinuis.


Man sieht deutlich, dass man im Kuenstlerviertel ist.


Der Engel von Uzupis


Einen Nachmittag fuhren wir ins 28km westliche von Vilnius liegene Trakai, ein idyllisches kleines Dorf umgeben von vielen Seen und Fluessen.


Das besondere an Trakai ist die alte Burgruine des "Wasserschlosses Trakai". Im Mittelalter war Trakai fuer sieben Jahre von 1316-1323 Hauptstadt des Grossfuerstentums Litauen.
Aussenansicht der Wasserburg


Blick in den Innenhof der Burg


Die Zeit in Litauen, besser gesagt Vilnius war mit 2 Tagen sehr kurz. Jedoch konnten wir einen kleinen Eindruck von dem Land bzw. der Hauptstadt bekommen. Eines ist uns aber sehr negativ aufgefallen. Vilnius ist sehr vermuellt, in den ganzen Parks/Gruenflaechen um die Altstadt herum liegen leere Flaschen und andere Verpackungen herum, was sehr abstossend ist. Ansonsten ist Vilnuis keine besondere Stadt. Die Altstadt ist sehr nett, man schlendert gerne durch die Gassen und die tollen Cafes und Kneipen laden zum Essen, Trinken und Verweilen ein.

Das ist uebrigens des Busunternehmen, mit dem wir seit St. Petersburg immer unterwegs sind. Mit diesem schicken Gefaehrt ging es nach einer Nacht in Vilnius am 28.7. uebernacht weiter nach Polen.

Riga (Lettland)- wieder der Heimat ein Stueck naeher...

Am 23.7. fuhren wir mit dem Bus von Tallinn nach Riga. Die Fahrt dauert 4,5 Stunden und schon waren wir in einem neuen Land mit neuer Waehrung......
Riga ist die Hauptstadt von Lettland, dem mittleren der 3 baltischen Staaten. Lettland hat ca. 2,3 Millionen Einwohner, davon alleine knapp 800.000 in der Hauptstadt.
Hier ein Blick von oben....


Wie in allen 3 baltischen Staaten waren die Deutschen im Mittelalter auch in Lettland sehr aktiv. Im Jahre 1201 wurde Riga sogar von einem deutschen Bischof auf einem Kreuzzug gegruendet und wurde schnell zum deutschen Zentrum fuer das Baltikum. Nach der Deutschen Besetzung folgte kurzzeitig die polnische Invasion, danach die schwedische Besetzung und ab 1700 stand Lettland dann schliesslich unter Kontrolle des russischen Reiches. Die endgueltige Unabhaengigkeit erreichte das Land 1991.
Heutzutage spiegeln sich vor allem der deutsche und der russiche Einfluss in Riga wieder. Der deutsche Einfluss ist am deutlichsten in der Altstadt sichtbar. Viele Gebaeude, Kirchen und Haeuser sind in der deutschen Besatzungszeit gebaut worden, wobei heute vieles noch erhalten ist oder nach Zerstoerung rekonstruiert wurde. Die Altstadt ist ausgesprochen nett, mit schoenen Gebaeuden und oeffentlichen Plaetzen. Ausserdem ist es sehr lebhaft und man hat das Gefuehl, dass hier auch Einheimische leben, im Gegensatz zu der Altstadt in Tallinn. Und nebenbei hat Riga auch eine gute Kneipenszene, von der wir uns einen Abend auch entsprechend ueberzeugen liessen.

Hier ein paar Eindruecke von der Altstadt:





"Die drei Brueder", dass sind die 3 aeltesten Haeuser der Stadt


Das Rathaus, hat sogar noch deutsche Inschrift an der Fassade


Der Dom von Riga


Aeh, wo geht es hin?


Freiheitsstatue, finanziert von den Buergern der Stadt


wunderschoen angelegter Park entlang des Flusses, der die Altstadt umschlaengelt


Doch nicht nur die Altstadt ist deutsch gepraegt. Man findet ausserdem immer mehr Menschen die deutsch sprechen, im Zeitschriftenladen um die Ecke wird die aktuelle BILD-Zeitung verkauft, neben dem SPIEGEL, FOCUS usw. Nachteil dabei ist, dass mittlerweile ueberhaupt keine Notwendigkeit mehr besteht die lettische Sprache zu sprechen, mit deutsch oder englisch kommt man sehr weit...

Auf der anderen Seite ist die Haelfte der Stadtbewohner russischen Ursprungs. Es gibt etliche rein russische Stadtviertel, und teilweise fuehlt man sich wie in Russland. Estland hatte neben dem deutschen noch einen starken skandinavischen Einfluss, hier in Lettland ist der russische nicht zu leugnen. Sobald man aus der Altstadt herauskommt dominiert der russische Stil. Menschen, Sprache, Gebaeude fast alles erinnert an Russland.

Dieses huebsche Gebaeude wurde in den 50-er Jahren von den Russen gebaut. Es soll auf nette Weise an die Sovjet-Besatzung erinnern...auf das man die Zeit auch ja nicht vergisst.... Offiziell heisst es „Kultur-und Wissenschaftszentrum“, jedoch sprechen die Menschen in Riga eher von „Stalin´s birthday cake/present“, da es offenbar zu Ehren von Stalin´s Geburtstag gebaut wurde


das ehemalige KGB- Gebaeude, indem Tausende gefoltert und getoetet wurde, es steht heute leer, da es angeblich darin spuckt...




Wir verbrachten insgesamt 4 Tage in Riga, davon einen Tag in Sigulda. Das Dorf ist 50km von Riga entfernt und ein ideales Ziel fuer Naturliebhaber (wie wir). Wir wanderten ein wenig entlang des wunderschoenes Tales und besuchten die 800 Jahre alten und beruehmten Burgruinen in der Umgebung

Turaida Schloss mit netter Parkanlage wurde 1214 vom damaligen Erzbischof gebaut


Blick aus dem Schlossturm


um die Burgruine herum befindet sich eine Skulputuernpark


die Ruinen des alten Sigulda Schlosses


das neue Schloss, heute Sitz der Stadtverwaltung


Hoehle im angrenzenden Wald


Riga hat uns sehr gut gefallen. Besonders die Altstadt ist sehr schoen und lebhaft.
Ausserhalb der Altstadt gibt es jedoch nicht viel zu sehen ausser tristen Sovjet-Blocks....

Deshalb fuhren wir am 27.7. mit dem Bus weiter nach Litauen.