28. Mai 2008

Roadhouse Mt. Ebenezer- Leben und arbeiten im Outback

Seit dem 29. April 08 gehoeren wir wieder fuer einen Monat zum arbeitenden Volk. Eigentlich wollten wir bereits in Adelaide arbeiten. Aber da es dort nun Winter wird (d.h. kalt), entschieden wir, weiter noerdlich nach Arbeit zu suchen, denn dort ist es im Winter auch warm.
So nutzten wie die Gelegenheit, als wir beim Tanken auf dem Weg nach Alice Springs am Roadhouse Mt Ebenezer das Schild "Mitarbeiter gesucht" sahen und stellten uns vor. Spontan bekamen wir auch den Job.

Nun moechten wir euch eine kleinen Einblick in unseren Arbeitsalltag geben.


Das ist das Roadhouse Mt Ebenezer.
Benannt nach dem Ueberlandtelegraphen-Pionier Ebenezer und es gibt hier auch tatsaechlich einen kleinen Berg, der ebenfalls Mount Ebenezer heisst. Das Roadhouse befindet sich am Lasseter Highway, der direkt zum Ayers Rock fuehrt. Nach Alice Springs, der naechsten Stadt sind es 265 km und in die andere Richtung zum Ayers Rock sind es 200 km. Dazwischen gibt es nichts, wir befinden uns sozusagen mitten im Niemansland. Es gibt ein paar einzelne weitverstreute Farmen und eine Aboriginal Community 20km entfernt. Ausser Arbeiten kann man hier nicht viel machen.
Das Roadhouse besteht aus einem Hauptgebäude, in dem sich ein kleiner Souveniershop,

Verkaufsraum,


eine Gallerie mit Aboriginal Kunst (hergestellt von der Imanpa Community, siehe unten),
Restaurant und Bar befindet.

Ebenfalls gehoert zum Roadhouse noch ein kleines Motel und Backpackerzimmer, ein kleiner kostenloser Campingplatz und eine Tankstelle.


Da das Roadhouse auf der Zufahrtstrasse zum Ayers Rock ist, sind unsere Hauptkunden Touristen, die auf dem Hin- bzw Rueckweg sind. Besonders morgens halten viele Tourbusse fuer eine kleine Kaffeepause an.
Natuerlich kommen auch viele deutsche Touristen vorbei. Viele aeltere Deutsche haben grosse Muehe, sich in Englisch auszudruecken. Wenn sie dann von uns eine Antwort in deutsch bekommen, sind sie ganz happy. Manchmal stoppt ein ganzer Tourbus voller Deutsche, deren Verhalten fuer uns gelegentlich etwas peinlich ist. Typisch deutsch, es wird an allem herumkritisiert und man ist unfreundlich und ungeduldig. Naja, sind nicht alle so. Zum Glueck sind die Franzosen viel schlimmer, ganz zu schweigen von Asiaten!!!!
Aber auch viele Privatfahrzeuge stoppen hier, da das Roadhouse die billigste Tankstelle zwischen Alice Springs und Ayers Rock ist. (Benzin und Diesel: 1,95 Dollar). Ebenfalls kaufen viele Aborigines hier ihr Essen (Fastfood) ein.

Unsere Aufgabe ist
Essen (u.a. Pommes, Wuerstchen, Huehnchenschlegel, Fruehlingsroellchen, Pies, Sandwiches, Suessigkeiten, Eis, selbstgemachter Kuchen) und Getraenke (Kaffee, Tee, Softgetraenke) zu verkaufen...

Wenn das Essen knapp wird, muessen wir auch mal selbst Pommes machen...


Natuerlich ist es auch in unserer Verantwortung, dass die Regale immer aufgefuellt sind und alles sauber und ordendlich ist...
Da die Zapfsaeule nicht in Blickweite ist, ist sie abgeschlossen. So muessen wir den Kunden aufschliessen und tanken...


Tagsueber verkaufen wir Souveniers und Kunstwerke in der Gallerie

Abends bedienen wir unsere Gaeste im Restaurant bedienen und versorgen sie mit reichlich Alkohol von der Bar.

Nebenbei sind wir gleichzeitig Rezeption fuer Campingpatz und Motel.

In der Regel arbeiten wir 8,5 Stunden pro Tag. Da es hier in der Freizeit nichts zu tun gibt, arbeiten wir auch 7 Tage die Woche. Wir wollen schliesslich ordentlich Geld verdienen. Uebrigens bekommen wir 17 Dollar die Stunde (muessen natuerlich davon wieder 30% Steuern bezahlen) und Unterkunpft und Verpflegung ist auch frei. Dass heisst, wir brauchen hier keinen Cent (ausser fuer Alkohol) und sparen dadurch eine Menge Geld. Viele Touristen fragen uns, warum wir hier im Outback arbeiten. Aber keiner bedenkt, dass man hier viel mehr verdienen kann als in einer Stadt. Dort geht die Haelfte des Lohns schon alleine fuer Unterkunft und Verpflegung drauf. Ausserdem ist es schon eine interessante Erfahrung im Outback mit Aborigines als Nachbarn zu leben. Fuer einen Monat ist das ganz ok, jedoch koennten wir uns nie vorstellen, laenger hier zu leben. Unsere einzige Freizeitbeschaeftigung neben arbeiten ist momentan lesen und die DVDs von unserem Shop anzuschauen.

Allgemein arbeiten im Roadhouse 14 Leute, davon sind ein kleiner Teil Backpacker, die staendig wechseln. Der Rest sind Australier, die fest angestellt sind. Die Festangestellten sind alles irgendwie schraege Voegel, wer sonst wuerde hier im Niemansland laenger bleiben. Alle sind schon ueber 50 Jahre, mehrmals verheiratet gewesen, Kinder irgendwo in Australien oder der Welt und ihre Freizeitbeschaeftigung ist in der Bar sitzen und Alkohol trinken. Die meisten sind aber super nett.
Das ist so ein typisch durchgeknallter Outbacktyp, Kevin (das Bild spricht doch schon fuer sich..)

Das ist uebrigens unsere Zuhause fuer diesen Monat. Das Zimmer ganz hinten in der Ecke ist unseres. Das Zimmer ist nicht wirklich gross, der Platz reicht gerade mal fuer TV, Kuehlschrank, Schrank und ein Bett.

Gelegentlich halten auch einige Truck-fahrer fuer eine kurze Kaffeepause an. Bei einem dieser Stopps konnten wir endlich mal einen Roadtrain richtig fotographieren. Normalerweise gibt es diese auch mit 4 Anhaenger und diese duesen mit ueber 100 km ueber den Highway. Wenn es kein Speedlimit gibt, koennen diese 115tonnen schweren bis zu 50 m langen Trucks (mit bis zu 60 Raedern )bis zu 180km fahren. Da moechte ich mit unserem kleine Van nicht im Weg sein.

Wir werden hier jeden Abend mit einem herrlichen Outback- Sonnenuntergang belohnt.


Imanpa Community
Ca. 20km vom Roadhouse entfernt mitten in der Pampa ist das Aborigines-Dorf Imanpa. In dieser Gemeinde leben etwa 120 Aboriginal. Jedoch sind nicht alle immer anwesend, da viele Aboriginals immer noch ein normadenhaftes Leben fuehren und von Community zu Community ziehen . Wir hatten die Gelegenheit das Dorf zu besuchen. Auf den ersten Blick ein kleines normales Dorf mit kleinen einfachen Haeusern. Auffallend bei genauerer Betrachtung ist, dass ueberall Muell rumliegt. Das ganze Dorf ist eine einzige Muellhalde. Es liegt nicht nur Haushaltsmuell herum, sondern auch alles andere Ausrangierte von Elektorgeraeten bis zu kaputten Autos.
Von Umweltschutz geschweige dem von Recyling haben die Bewohner noch nie was gehoert (uebrigens, das Roadhouse auch nicht, denn der Muell wird einfach hinter dem Gebaeude vergraben). Man sieht, dass sie nicht gewohnt sind, mit „unseren“ Konsumguetern umzugehen, denn alles was sie besitzen, ist gleich kaputt.

In der Community gibt es eine Schule. Jedoch erzaehlte uns der Lehrer, dass die Kinder diese nicht regelmaessig besuchen. Manchmal kommt niemand zum Unterricht. Echt frustrierend fuer den Lehrer und auch langweilig. Vielen Aborigines ist die Bedeutung einer guten Schulausbildung nicht bewusst und legen daher keinen Wert auf regelmaessigen Schulbesuch. In der Community gibt es ebenfalls einen kleinen Shop, der Lebensmittel und Dinge fuer den taeglichen Bedarf verkauft. Eine kleine Polizeistation mit 2 Beamten gibt es auch. Und schliesslich ist dort noch eine kleine Krankenstation mit einer Krankenschwester. In regelmaessigen Abstaenden kommt auch ein Arzt in die Krankenstation. Alle Mitarbeiter in diesen Einrichtungen sind Weisse!

Der Gemeide gehoert das gesamte Land auf dem sie sich befindet sowie die umliegende Gegend. Unter anderem auch das Grundstueck, auf dem das Roadhouse ist. Somit ist die Communtiy auch der offizielle Besitzer des Roadhouses. Jedoch ist es fuer die Aboriginal unmoeglich, das Roadhouse selbst zu verwalten und darum wurde unsere Boss als Manager eingesetzt.
Hier unsere Boss Normen bei seiner Lieblingsbeschaeftigung, dem Geldzaehlen.

Die Community verwaltet sich selbst wie eine normale Gemeinde. Es gibt einen Rat (vergleichbar mit unserer Gemeiderat), der Regeln fuer das Zusammenleben erlaesst. Eine von der Community aufgestellt Regel, betrifft das Roadhouse. Denn jeder Erwachsene der Community darf in der Zeit von 17 bis 19 Uhr taeglich 4 Dosen Bier (16 Dollar) kaufen. Dazu muss derjenige persoenlich erschienen. Wir haben eine Liste aller Aborigines, die Bier kaufen duerfen. Wenn jemand das Dorf fuer eine gewisse Zeit verlaesst, wird er von der Liste genommen, damit andere nicht in dessen Namen Bier kaufen koennen. Ebenfalls kann ein Aborigine als disziplinarische Sanktion von der Polizei von der Liste genommen werden. Fuer uns bedeutet das, dass jeden Tag um 17 Uhr die Aborigines vom Dorf kommen, um ihr Bier zu kaufen. Um kurz vor 17 Uhr reihen sich alle vor der Kasse auf, beobachten die Uhr und warte ungeduldig auf das Bier...

Bevor sie jedoch Bier kaufen, brauchen sie Geld. Darum verkaufen sie ihre Handwerksarbeiten an das Roadhouse, die dann in der wiederum Galerie verkauft werden. Frauen malen Bilder und stellen kleine Holztiere (z.B. Lizards, Fische oder Voegel) her. Sie sind ganz stolz auf ihre Prdukte und freuen sich riesig ueber Komplimente.
Maenner machen hauptsaechlich Boomerangs. (Auf dem Foto sind sie gerade beim "Footy" schauen im Fernseher!)

Diese Verkaeufe sind wichtige Einnahmequellen fuer viele Aborigines. Einige haben einen Job in der Gemeinde. Ein paar Frauen sind sogar im Roadhouse angestellt. Sie arbeiten in der Gallerie und bekommen den gleichen Lohn wie wir. Jedoch erhalten alle finazielle Unterstuetzung vom Staat (eine Art Sozialhilfe). Einige bekommen dies unter anderem auch in Form von Gutscheinen fuer Benzin oder Lebensmittel, die sie hier im Roadhouse einloesen koennen.

Fuer uns ist der Konakt zu den Aborigines eine total interessante Erfahrung. Als Tourist sieht man oft nur die von den Community verstossenen, die in den Staedten rumhaengen, trinken und auch teils etwas aggressiver sind. Diese wirken meist ziemlich angsteinfloessend. Hier koennen wir die Aborigines jedoch von der andern Seite kennenlernen. Sie haben zwar eine recht raue Umgangsform, sind aber alle sehr nett und umgaenglich. Von Aggressivitaet kann man hier ueberhaupt nichts spueren. Ausserdem sind sie sehr selten betrunken. Oft erinnert ihr Verhalten an eine Horde kleiner Kinder, die alle als erstes dran kommen wollen. Man kann gut mit ihnen Scherze machen. Meist kann man einfach nur ueber ihr Verhalten schmunzeln. Wenn sie abends mit den Autos vorfahren, ist es jedes Mal erstaunlich, wieviele Erwachsene und Kinder in ein Auto passen. Es kann auch schon mal sein, dass das Auto keine Scheibe mehr hat,nicht zugelassen ist oder zum Starten die Moterhaube geoeffnet wird und das Auto direkt am Motor gestartet wird. Hauptsache das Auto faehrt. Wenn man dann ins Gefaengnis muss, beeindruckt dies niemand. Leider nehmen es die Aborigines mit der Hygiene auch nicht so genau. Manche stinken schrecklich, tragen taeglich die gleichen Kleider und sind voellig verschmutzt. Dies trifft natuerlich auch fuer die Kinder zu. Die Kleinen sind super suess, sind aber im ganzen Gesicht schrecklich verschmiert und riechen ebenfalls.
Die meisten Aborigines tragen keine Schuhe und laufen nur barfuss. Auffallend ist, dass Aborigines, die gut Englisch sprechen und eine bessere Bildung haben, ordentlich gekleidet sind und auch nicht stinken. Oft kommen die Aborgines schon etwas vor 17 Uhr zum Roadhouse (die meisten koenne die Uhr nicht lesen und fragen wie Kinder staendig: „Wie lange noch bis zur Bierzeit?“). Um die Zeit schneller zu ueberbruecken, spielen sie leidenschaftlich Karten. Ein Aussenstehender kann keine Regeln erkennen, aber es gibt ganz klare. Dazu essen sie bevorzugt Fettiges, was sich auch deutlich an ihrere Koerperform sichtbar macht.

Das ist Michael Bulla, ein ganz spezieller Freund des Hauses. Man sagt ihm nach er sehe ein bisschen aus wie "Papa-Schlumpf", nur in Schwarz. Er haengt oft den ganzen Nachmittag am Roadhouse rum, fraegt stuendlich nach der Zeit und geht uns oft auf die Nerven. (Zuerst kommt er rein und will eine leere grosse Dose, 10 min spaeter kommt er wieder und will heisses Wasser fuer die Dose, nochmal 10 min spaeter kommt er erneut und will Teebeutel, und nochmal 10 min spaeter will er dann noch Becher, natuerlich alles umsonst....was er damit wohl vor hat. ;-))

Leider bekommen wir auch mit, dass die Aborigines langsam ihre Traditionen verlieren. Zum Beispiel koennen nur noch die aelteren Maenner der Community Boomerange herstellen. Es stimmt uns schon traurig, wenn wir an ihre Lebenssituation denken. Es ist fuer sie unmoeglich ihr altes traditionelles Leben zu fuehren. Jedoch koennen sie von heute auf morgen sich auch nicht so schnell in die westliche Kultur einfinden. Momentan gibt es keinen richtigen Platz fuer sie. Ausserdem geht so viel wertvolles Wissen verloren, dass wir Weissen eigentlich auch gut nutzen koennten. Es ist echt erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie hier in einer so unwirtschaftlichen Gegend ueber Jahrtausende ueberleben konnten.
Die Regierung versucht zwar mit hohem finanziellen Aufwand sie in die Gesellschaft einzugliedern, jedoch scheitert dies, da zum einen der richtige Zugang und das Verstaendnis fehlt. Zum anderen ist das Zusammenleben immernoch sehr von beidseitigen Vorurteilen gepraegt. Viele Australier haben eine Wut auf die Aborigenes, da sie mittlerweile viel staatliche Unterstuetzung (Steuergelder) bekommen, im Gegenzug jedoch nicht arbeiten und mit dem Geld nur Alkohol kaufen. Die Aborigenes hegen wiederum immernoch Groll auf die Weissen, da sie ihnen das Land und letztlich auch ihre Tradition weggenommen haben. Es wird noch lange Zeit brauchen bis sich beide Seite annaehern.

Wir haben am 30. Mai 08 unseren letzten Arbeitstag. Die Zeit ist wiedermal wie im Flug vergangen. Die Arbeit hat uns sehr viel Spass gemacht. Wir haben neben den Aborigines auch viele interessante Touristen aus der ganzen Welt kennengelernt, die auf die ungewoehnlichste Art (z.B. Fahrrad, Motorrad oder Boot) nach Australien gekommen sind. Witzigerweise waren auch ein paar von Offenburg, Kappel und Ichenheim (fuer alle nicht Friesenheimer, das ist gerade ein paar Kilometer von unserem Heimatort entfernt) dabei. Aber nach der ganzen Outback-Einsamkeit freuen wir uns schon wieder auf ein wenig Zivilisation. Als naechstes werden wir wieder nach Alice Springs gehen und dann weiter Richtung Norden nach Darwin zu den Krokodilen.

18. Mai 2008

Das rote Zentrum - Kings Canyon

Einen weiteren Abstecher ins Rote Zentrum zum Kings Canyon machten wir an meinem (Thomas) Geburtstag am 6.Mai.

Gluecklicherweise bekamen wir beide den Tag frei und konnten so mit einem der Tourbusse mitfahren. Da im Roadhouse verschiedene Tourbusse taeglich Rast machen, haben wir einen guten Kontakt zu den Fahrern. So war es moeglich, dass wir kostenlos mitfahren konnten. Wir genossen es mal nicht selbst fahren zu muessen, stattdessen lehnten wir uns entspannt zurueck und hoerten den Geschichten des Guides zu.
Vom Roadhouse fuhren wir ca. 2,5h zum Kings Canyon. Unterwegs sahen wir einige wilde Kamele.

Diese wurden als Transportmittel ins Land gebracht, als man die Telegraphenlinie sowie die Eisenbahnstrecke erstellt hat. Als man mit den Bauarbeiten fertig war und die Tiere nicht mehr gebraucht hat, liess man sie einfach frei. Mittlerweile ist die Zahl der wilden Kamele auf geschaetzte 500.000 gestiegen. Da es hier nur eine Kamelrasse gibt, sind es reinrassige Tiere. Witzigerweise faengt man sie heute wieder ein und verkauft sie teuer in arabische Laender, wo es kaum noch reinrassige Tiere gibt.
Neben wilden Kamelen, sahen wir auf unserem Wege auch etlichen wilde Hunde, Katzen, Pferde und Dingos.

Der Kings Canyon ist Teil eines 1982 gegruendeten Nationalparks und die groesste Schlucht Australiens. Vor vielen Jahrenmillionen gab es hier im Landesinneren riesige Sandduenen, die vom Wind ueber viele viele Jahre hin und her geweht wurden. Nachdem der australische Kontinent ueberflutet wurde, verfestigte sich der Sand zu dem heutigen Sandstein. Diesen Prozess sieht man immernoch sehr gut an den verschiedenen aufeinanderliegenen Gesteinsschichten. Durch Erdbewegungen und dem teilweise reisenden Fluss wurde die Sandsteinschicht ueber Jahrmillionen durchgebrochen und ausgehoehlt. Die bis zu 300 m hohen Steilwaende sehen an manchen Stellen aus, als waeren sie mit einem Messer durchgeschnitten worden. Faszinierend....

Wir machten eine 3-stuendige Wanderung..... zuerst steil nach oben, dann entlang der Felskante...

Von oben hatten wir atemberaubende Blicke auf die Schlucht.
Oben auf dem Plateau sieht man die so genannte „Lost City“. Dies sind Felsendome, die vom Wind rund geformt wurden und irgendwie witzig aussehen. Fuer die hier lebenden Aborigines dienten diese Dome als Schlaf- und Kulturstaetten.

Man sieht auf dem Bild ebenfalls wie „gruen“ es in der Schlucht ist, und das obwohl der Fluss nur an ein paar wenigen Tagen im Jahr wirklich fliesst. Trotz mangelndem Regen herrscht am Kings Canyon ein verhaeltnismaessig feuchtes Klima, so dass man etliche Farne (die sogar auch schon als Dinosaurier-Futter dienten), Baeume, Pflanzen, Voegel usw. findet. Einige Baeume, besser gesagt deren Blaetter, die mittendrin vom Ast durchbohrt werden, sehen dabei sehr interessant aus.....

Neben dem meist ausgetrockneten Fluss gibt es einige ganzjaehrige Wasserloecher. Diese erscheinen wie kleine Oasen inmitten einer sonst trockenen Wueste. Wie hier zum Beispiel der „Garden of Eden“ mit Palmfarnen als Ueberbleibsel aus Zeiten mit feuchttropischem Klima.

(die Farne passten leider nicht mehr aufs Bild)

Nachdem wir ausgiebig die Ausblicke auf die Schlucht geniessen konnten ging es gegen Nachmittag wieder zurueck zu unserem Roadhouse. Zur Feier des Tages gab es abends leckere Spaghetti, eine Flasche Wein und einen Geburtstagskuchen mit Kerzen.....

15. Mai 2008

Kein Handyempfang im Outback

Fuer alle die uns in den letzten Tagen/Wochen eine SMS geschrieben haben und sich wundern wieso wir uns nicht melden......wir sind hier in Australien......und das Roadhouse ist ziemlich weit weg von der naechsten als Dorf zu bezeichnenden Siedlung (ca. 200 km). Wir haben hier also keinen Empfang. Falls trotzdem jemand Lust hat uns anzurufen, freuen wir uns natuerlich: 0061 - 8 - 89562904.

9. Mai 2008

Das Rote Zentrum - Uluru Kata Tjuta National Park



Bevor wir nach Alice Springs fuhren machten wir fuer 2 Tage einen Abstecher zum Ayers Rock oder in der Sprache der Aborigines auch Uluru genannt, sowie zu den Olgas (auch Kata Tjuta genannt).....
Der Nationalpark ist ca. 550 km suedwestlich von Alice Springs, mitten im Nirgendwo. Das heisst der Weg dort hin ist mal wieder sehr eintoenig und sieht etwa so aus....

Doch der weite Weg hat sich voellig gelohnt. Wie aus dem Nirgendwo taucht ploetzlich ein unwirklich aussehender Berg auf. Australier nennen in sehr einfallsreich "The Rock", offizieller Name ist aber Uluru....

...nochmal weitere 50km weiter tauchen diese impossanten Felskuppen von "Kata Tjuta" auf....


Neben diesen beiden bekannten Felsformationen gibt es noch den fast voellig unbekannten Felsen,Mt. Connor, eigentlich nicht weniger spektakulaer, leider aber nur auf Schotterpiste zugaenglich.


Uluru ist wohl einer der bekanntesten Felsformationen der Welt, eines der Wahrzeichen und meist fotographierten Motive Australiens. Der Felsen ist der zweitgroesste Monolith der Erde (der groesste ist in Westaustralien): 9,4 km Umfang, 348 m hoch (867m ueber NN), 3,6 km lang. Geologen gehen davon aus, dass sich der Monolith noch ca. 5-6 km unter der Erde fortsetzt. Das sichtbare ist sozusagen nur die Spitze des Eisberges. Sein Alter wird auf ca. 600 Millionen Jahre geschaetzt. Genauso wie auch Kata Tjuta und Mt. Connor haben Wind, Wasser, Sand und Erosionen Uluru ueber Jahrmillionen zu dem geformt was man heute eindrucksvoll bewundern kann. Fuer die Aborigines haben alle drei Felsformationen eine sehr grosse spirituelle Bedeutung. Das ganze Gebiet um die Felsen gehoerte lange Zeit dem Staat. Nach jahrelangem hartem Kampf haben es die Aborigines jedoch geschafft, dass der Landbesitz an sie uebergeht. Gleichzeitig wurde jedoch alles wieder an den Staat fuer 99 Jahre zurueckgeleast. Der Nationalpark wird heute nun gemeinschaftlich verwaltet, wobei groesse Teile des Parkeintritts an die Aborigine Gemeinde gehen.
Neben dem Gebiet um Uluru und Kata Tjuta sind auch noch weitere entlegene Gebiete an die Aborigines Gemeinden zurueckgegeben worden.

Zu Beginn haben wir eine Wanderung bei Kata Tjuta gemacht. Kata Tjuta („viele Koepfe“) sind 36 Kuppen, die bis zu 546 m aus der Erde ragen und sich ueber eine Flaeche von 36 km² erstrecken. Das Gebiet ist durch etliche Taeler durchzogen. Durch eines dieser Taeler sind wir gewandert. Voellig faszinierend wie die Felsen neben einem in die Hoehe ragen. Man kommt sich winzig vor, wie in einer unrealen Welt. Dazu kommt noch die teilweise knall rote Farbe des Sandes und der Felsen.

Einzelne Felsen sahen dazu noch witzig aus, so wie dieser. Er erinnert ein bisschen an einen gestuertzten Pudding....

Nach dieser kleinen schweisstreibenden Beschaeftigung sahen wir uns zur Belohnung den Sonnenuntergang an. Sehr gemuetlich, da erstaunlicherweise recht wenig los war. Die Farbspiele bei Sonnenuntergang sind doch sehr beeindruckend.



Am naechsten Morgen ging es weiter zum Sonnenaufgang zum Uluru, um auch dort die Farbspiele zu bewundern. Im Gegensatz zum Sonnenuntergang gestern war nun richtig viel los. Haufenweise Busse und Touristen. Macht nichts es sah trotzdem klasse aus.



Da Uluru fuer die Aborigines eine sehr tiefe Bedeutung hat und die Besteigung des Berges Teil einer Zeremonie ist, die nur wenigen auserwaehlten eines Stammes gestattet ist, bitten sie, dass Touristen Uluru nicht besteigen. Viele Touristen, vor allem Australier haben wenig Verstaendnis fuer die Kultur und den Glaube der Aborigines und besteigen ihn selbstverstaendlich. Sie schauen eher verwundert, wenn man ihn nicht besteigt. Wir respektierten jedoch den Wunsch und liefen stattdessen aussen herum. Ein Teil des Weges liefen wir mit einer gefuehrten Ranger-Tour, bei der wir viele interessante Infos ueber die Aborigines,deren Kultur, Essen, Leben und die Bedeutung verschiedener Stellen am Uluru bekamen. Von den meisten bedeutenden und heiligen Stellen durften wir jedoch keine Fotos machen. Im Leben der Aborigines gibt es keine Schrift. Deren ganze Kultur und Wissen wird anhand von Geschichte an die Nachkommen weitergeben. Je nach Alter werden entsprechende Geschichten erzaehlt. Dazu gibt es spezielle Zeremonien, wie zum Beispiel eine Zeremonie in der Jungen zu Erwachsenen werden. Der Glaube verbietet es ebenfalls Geschichten ausserhalb dieser alterbezogenen Regelungen zu erzaehlen. Auch deshalb bleibt ein Grossteil des Wissens ueber die Natur und die Tiere sowie ueber deren Kultur innerhalb der Aborigines-Gemeinde und wird nicht an andere weitergegeben. Das ganze blockiert natuerlich das Verstaendnis fuer deren Kultur. Die Gemeinde um Uluru herum arbeitet jedoch sehr eng mit „Weissen“ zusammen und gibt insbesondere ihr Wissen ueber die Natur an die Nationalpark-Ranger weiter. Die Aborigines sind in einem Dilema. Zum einen leben immer weniger Aborigines deren Kultur und Glaube weiter, so dass immer weniger Geschichten weitergegeben werden koennen. Auf der anderen Seite verbietet der Glaube eine anderweitige Preisgabe ihre Tradition, so dass streng gesehen ihre Kultur langsam ausstirbt, wenn sie sich nicht den „Weissen“ oeffnen. Genau dies machen nun einige Aborigines Gemeinden.

Von weitem scheint Uluru ein unversehrter, makellos Felsen zu sein. Doch von nahem zeigen sich deutliche Spuren von Verwitterungserscheinungen und etlichen teils seltsam erscheinenenden Formationen, wie zum Beispiel hier.....
Ausserdem gibt es einige Felsmalereien. Da die Aborigines zu sehr mit Nahrungssuche beschaeftigt waren, blieb nur wenig Zeit fuer Malereien.

Nach dem Glaube der Aborigines hat jede noch so Kleinigkeiten eine tiefere Bedeutung die anhand einer Geschichte an Nachkommen weitergetragen wird. Kleinere abgebrochene Felsstuecke ruehren zum Beispiel von Angriffen mit Speren (nicht reale sondern nur in deren „Dreamtime“ und Glaube). Eine dieser Geschichten die verschiedene deutlich sichtbare Formationen erlaeutert ist die „Mala-Story“, die wie folgt lautet:
Zu Beginn als „Mala“-Maenner, Frauen und Kinder von West nach Ost reisten, schlugen sie ihr Lager am Uluru auf. Maenner, Frauen und Kinder bezogen verschiedenen Stellen. Dies machten sie aufgrund ihrer „Inma“ (religioesen Zeremonie). Einige Maenner trugen die Zeremonie-Fahne mit sich, stiegen auf die Spitze des Uluru und stellten die Fahne auf der Spitze des Berges auf, als Zeichen dass ihre Zeremonie beginnt. Von nun an, ist alles Teil einer Zeremonie, jagen, kochen, Wasser suchen, mit anderen kommunizieren, einfach alles. Die Mala-Leute waren gluecklich und beschaeftigt als ploetzlich andere Leute von Westen kamen. Diese luden die „Mala“ Leute zu einer Zeremonie ein. Jedoch mussten die „Mala“-Leute die Einladung ablehnen, da sie bereits ihre eigene Zeremonie gestartet haben und ihr Glaube – der gleichzeitig Gesetz ist – eine Unterbrechnung einer bereits gestarteten Zeremonie verbietet. Die Leute von Westen kehrten veraergert zu ihrem Lager zurueck. Da es ebenfalls Gesetz ist, dass man eine Einladung nicht ablehnen darf wollten sie sich raechen. Sie schufen deshalb einen Teufel, eine hundeaehnliche Kreatur, die die Zeremonie der „Mala“-Leute zerstoeren soll. Die „Mala“-Leute irgnorierten die Warnung des „Kingfischer“-Vogels. Etliche „Mala“-Maenner, Frauen und Kinder wurden deshalb durch die Kreatur getoetet. Von der hundeaehnlichen Kreatur gejagt, flohen sie Richtung Sueden. Am Rande des Uluru kann man die Spuren der Zeremonie und der Flucht deutlich sehen.

Zu Beginn hoert sich dies zwar ein bisschen komisch an, doch das ganze Leben, ihr Glaube, ihre Gewohnheiten werden anhand derartiger Geschichten erlaeutert und weitergegeben. In gewissen Sinne ist dies etwas vergleichbar mit unseren Maerchen, durch die Werte weitergegeben werden. Jedoch sind die Geschichten bei Aborigines viel staerker ausgepraegt und decken alle Lebensbereiche (Kultur, Glaube, Erziehung, Natur, Essen, etc) ab.

Nach zwei herrlichen Tagen im Nationalpark fuhren wir schliesslich nach Alice Springs. Unterwegs hielten wir zum Tanken an einem Roadhouse an, sahen das Schild, dass sie Mitarbeiter suchen, schauten rein, riefen am naechsten Tag nochmal an und konnten letztlich am Dienstag, den 29.04.08 auch gleich als "Roadhouse Attendant" anfangen. Das naechste Mal werden wir euch dann von unserem Arbeitsalltag berichten.