20. Februar 2009

Overlandtrack

Seit wir in Australien mit dem in Neuseeland angefangenem Wanderfieber angekommen sind, stand fuer uns fest, wir wollen den Overlandtrack machen. Der Overlandtrack ist Australiens beruehmtester und bekanntester Mehrtageswalk. Mit 80 km (plus zusaetzliche Sidetracks) schlaengelt er sich durch die Tasmanischen Berge im Cradle Mountain/ Lake St.Clair Nationalpark. Jaehrlich „quaelen“ sich bis zu 9000 Menschen durch diese Berge. Um die Natur nicht all zu sehr zu beanspruchen, gibt es seit ein paar Jahren sogar ein Buchungssystem fuer die Wanderung, um die Teilnehmerzahl zu limitieren. Es duerfen nur noch 36 Leute pro Tag starten (plus die Wanderer, die eine gefuehrte Tour mitmachen, auch „Champagne-Touristen“ genannt aufgrund ihrer luxurioesen Unterkunft und Verpflegung). Dass der Walk beliebt ist, sieht man daran, dass es fuer die Sommermonate Januar und Februar kaum noch freie Plaetze gibt. Gluecklicherweise ergatterten wir noch 2 freie Plaetze, sodass wir die Wanderung am 5. Februar starten konnten. Jetzt hatten wir nur noch ein Problem. Es gibt keine bezahlbare Verbindung zwischen dem Anfang und Ende der Wanderung.. Da wir ja ein Auto haben, wollten wir dieses am Start oder Ende stehen lassen. Aber auch hier hatten wir mal wieder Glueck. Wir klagten unser Leid einer Mitarbeiterin eines Outdoorgeschaeftes und diese bot uns dann spontan an, uns zu fahren. Toll, das sind Australier, wie wir sie kennen. Sie nahm sich sogar extra einen Tag frei um uns die 300 km vom Ende (wo wir unser Auto stehen liesen) zum Beginn des Walks zu bringen.

Und so ging es dann am 5. Februar mit zwei voll gepackten Rucksaecken los. Die Schlepperei war schon eine Herausforderung und die ganze Vorbereitung drehte sich darum, wie wir am besten Gewicht sparen koennen. Neben Zelt, Isomatte, Schlafsack und Hygienekrust mussten wir Verpflegung fuer eine Woche tragen was am meisten beeinflussbar ist. Darum bestand unsere Nahrung hauptsaechlich aus Fertigpulverzeug, lecker.Zum Fruehstueck gab es aufgekochtes Milchpulver und Haferflocken (genannt Porrige) , mittags einen Muesliriegel und etwas Brot mit Kaese und abends hauptsaechlich Tuetenfutter (Instantnudeln, Pulverkartoffelbrei, Fertigreis, Tuetensuppen,...). Um dem ganzen noch eine gesunden Touch zu geben, gab es taeglich noch leckere Vitamintabletten. Wasser konnte man an jeder Uebernachtungshuette auffuellen. Was ebenfalls auf keinen Fall im Rucksack fehlen darf und fuer das Seelenwohl unersetzlich ist: SCHOKOLADE.
Auf der gesamten Strecke gibt es ca nach jeweils 10km eine Huette mit durchschnittlich 24 Schlafplaetzen. Da aber mehr Leute unterwegs sind, gibt es ausserdem noch Zeltplaetze. Die Huetten sind sehr einfach ausgestattet mit Holzstockbetten, Esstischen und einem Kohleofen. Neben der Huette befand sich ein Wassertank mit Regenwasser und ein schickes Plumpsklo. Das wars. Was bedeutete trotz taeglicher Anstraengung eine Woche lang keine Dusche....Es sei denn man ist tapfer genug um in den zahlreichen Bergseen zu baden. (Ich brauche hier nicht zu erwaehnen wie kalt Bergseen in der Regel sind)

Wir schlugen sogar auch ein Mal unser Zelt auf

Da die meisten Leute von einer Huette zur naechsten laufen, trifft man jeden Abend die gleichen wieder. So lernt man sich schnell kennen und es entstehen gemuetliche Huettenabenden. Die Wanderer kommen aus der ganzen Welt. Jedoch hauptsaechlich sind Australier und Deutsche unterwegs. Ja, wir sind halt ein wanderfreudiges Volk. Die Altersspanne der Wanderer ist sehr gross. Der juengste Teilnehmer, den wir trafen, war 6 Jahre alt und wurde von einem fitnessfanatischen Vater durch die Berge getrieben. Aber es gab auch etliche Rentner, die im flotten Schritt muehelos durch die Berge marschierten.

1. Tag: Cradle Mountain- Waterfall Valley Hut: 10km
An unserem Starttag wurden wir wie gesagt morgens am Ende der Tour in Lake St. Clair von unserem „privaten Taxi“ abgeholt und zum Start gefahren. Darum liefen wir im Tal des Cradle Mountain recht spaet los.
Da wir in die Berge wollten bedeutete dies fuer den ersten Tag viel Anstrengung. Es ging die meiste Zeit recht steil nach oben. Manchmal musste man richtig klettern und das mit dem noch vollen Rucksack auf dem Ruecken.

Dabei kam wir an Gebirgsseen vorbei mit tollem Ausblick auf das Tal.



Das ist uebrigens Cradle Mountain

2. Tag:Waterfall Valley Hut- Windemere Hut. 7.75km plus Sidetrip zum Lake Will: 3km
Bei strahlendem Sonnenschein ging es auf zur 2. kurzen Etappe.


Erstaunlicherweise bluehen hier oben die Buesche in den unterschiedlichsten Farben

Zwar nicht der Lake Will, aber eine Miniausgabe von ihm


3. Tag: Windemere Hut- New Pelion Hut: 16,75km
An diesem Tag war Bewaehrungsprobe fuer unser Equipment. Ausgerechnet in der Nacht, als wir zelteten, fing es an zu regnen und dies hielt auch den ganzen Tag ueber an. Unsere Regenzeug hat den Test bestanden. Wir kamen abends fast trocken an.

Der Regen hatte auch etwas fuer sich. Die Landschaft war mit Nebel durchzogen und dadurch entstand eine mystische Stimmung.


4. Tag: New Pelion Hut- Kia Ora Hut: 9km plus Sidetrip zum Mt. Ossa: 6km
Mit der Besteigung es Mt. Ossas (1670m) ging es auf den hoechsten Berg Tasmaniens. Der Aufstieg war erstaunlich einfach. Es ging meist ueber Geroell
Super, geschafft...

Bei der ganzen Kletterpartie hatte man immer wieder gigantische Ausblicke auf die Umgebung. Man konnte von hier oben richtig unseren bisherigen Weg verfolgen.

Der Rest der Etappe ging dann locker durch die Hochebene zu unsere Huette


5. Tag: Kia Ora Hut- Pine Valley Hut: 19km plus Sidetrip zu 3 Wasserfaellen: 2,5km
Dies war unsere laengster Tag. Gluecklicherweise ging es die meiste Zeit durch moosbewachsen Regenwald wieder hinunter ins Tal

Sidetrip zum Hartnett Wasserfall

Im Pinevalley mussten wir mehrere Haengebruecken ueberqueren, die nur fuer eine Person ausgerichtet sind


6. Tag: Pine Valley Hut- Narcissus Hut: 9km plus Thomas Sidetirp Mt. Akropolis
Thomas brauchte noch eine kleine Herausforderung, darum beschloss er, alleine den Gipfel des Mt. Akroplis zu erstuermen.
Das war dann der Blick, den er vom eisigen Gipfel hatte...


In der letzten Huette hatten wir noch einen lustigen Zwischenfall. Jeden Abend brachten die Camper ihre Ruecksaecke in die Huetten, um sie vor den gefraessigen Possums zu sichern. Nach Einbruch der Dunkelheit lungern sie sich um die Zelte herum und fressen sich auch schon gerne mal durch Zelte und Rucksaecke hindurch. Jedoch in der letzten Nacht waren die Rucksaecke nicht einmal in den Huetten sicher. In der Huette gab es kleine Maeuschen, die sich in der Nacht ueber unsere Mueslies hergemacht hatten. Fast jeder hatte eine angeknapperte Packung. Zum Glueck war es der letzte Tag, so dass es fuer die Raeuber nicht viel zu holen gab....
Diese kleinen Racker, genannt Quoll treiben auch ihr Umwesen um die Huetten, in der Hoffnung etwas Essbares zu finden...

7. Tag : Narcissus Hut- Lake St. Claire Visitor Centre: 17,5km
Am letzten Tag ging es ganz entspannt eben am Ufer des Lake St. Claire entlang.
Gluecklich endlich am See angekommen zu sein, denn das bedeutete das Ende war in Sicht...
Wie die Huehner auf der Stange...Kurzer Rast an der Echo Point Hut und dann ging es los zum Endspurt.

Am Ufer entlang wachsen gross Farnwaelder, riesig wie Baeume...

Juhu, endlich geschafft.... Wie sie alle strahlen..

Die ganze lange Vorfreude auf diese Wanderung hat sich gelohnt. Es war bisher unsere beste Mehrtageswanderung. Alles war super und hat gepasst. Die Etappen sind sehr abwechslungsreich, die Mitwanderer waren sehr nett, das Wetter war trotz Regen ganz ok und die Anstraengung hielt sich in Grenzen. Wir war ein super Erlebnis und wir hatten eine sehr schoene Zeit.

Mit Beendigung der Wanderung war auch unsere Zeit in Tasmanien vorbei. Wir gingen noch mal kurz nach Hobart, um einige Dinge zu erledigen. Anschliessend fuhren wir durch das so genannte Midland zurueck nach Devonport. Das Midland besteht eigentlich nur aus ausgetrockneten Schafweiden und ein paar alten historischen Doerfern. Alles nicht wirklich spektakular und neu fuer uns.

Tasmanien an sich hat uns sehr gut gefallen. Im Vergleich zu dem restlichen Australien ist die Insel recht klein und die Distanzen vergleichsweise gering. Die Sehenswuerdigkeiten liegen meist nur ein paar Stunden auseinander (vor allem in Westaustralien fuhren wir dagegen tagelang bis zur naechsten Sehenswuerdigkeit). Ausserdem bot die Insel eine gute Mischung aus traumhaften Straenden, einer netten Stadt Hobart, leckerem Essen (insbesondere frische Fruechte) und vor allem viele atemberaubende Erlebnisse in der Natur und den Bergen. Einzigster Wehmutstrofen....das Wetter.Trotz Hochsommer ist es extrem wechselhaft, unbestaendig, windig und selbst bei Sonnenschein schafft es das Thermometer nur knapp ueber 20 Grad. Gegen Abend wird es meist auch so kalt, dass man sich schnell in den Schlafsack im Auto verkriecht . Wenn man dann noch hoert, dass es im 400 km entfernten Melbourne bestaendige 30-40 Grad hat, dann zieht es sonnenhungrige wie uns auch bald wieder dort hin.
Deshalb verabschiedeten wir uns am 17. Februar aus Tasmanien und fuheren uebernacht mit der Faehre nach Melbourne, wo jetzt alles im Zeichen von Arbeitssuche steht.

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