9. Mai 2008

Das Rote Zentrum - Uluru Kata Tjuta National Park



Bevor wir nach Alice Springs fuhren machten wir fuer 2 Tage einen Abstecher zum Ayers Rock oder in der Sprache der Aborigines auch Uluru genannt, sowie zu den Olgas (auch Kata Tjuta genannt).....
Der Nationalpark ist ca. 550 km suedwestlich von Alice Springs, mitten im Nirgendwo. Das heisst der Weg dort hin ist mal wieder sehr eintoenig und sieht etwa so aus....

Doch der weite Weg hat sich voellig gelohnt. Wie aus dem Nirgendwo taucht ploetzlich ein unwirklich aussehender Berg auf. Australier nennen in sehr einfallsreich "The Rock", offizieller Name ist aber Uluru....

...nochmal weitere 50km weiter tauchen diese impossanten Felskuppen von "Kata Tjuta" auf....


Neben diesen beiden bekannten Felsformationen gibt es noch den fast voellig unbekannten Felsen,Mt. Connor, eigentlich nicht weniger spektakulaer, leider aber nur auf Schotterpiste zugaenglich.


Uluru ist wohl einer der bekanntesten Felsformationen der Welt, eines der Wahrzeichen und meist fotographierten Motive Australiens. Der Felsen ist der zweitgroesste Monolith der Erde (der groesste ist in Westaustralien): 9,4 km Umfang, 348 m hoch (867m ueber NN), 3,6 km lang. Geologen gehen davon aus, dass sich der Monolith noch ca. 5-6 km unter der Erde fortsetzt. Das sichtbare ist sozusagen nur die Spitze des Eisberges. Sein Alter wird auf ca. 600 Millionen Jahre geschaetzt. Genauso wie auch Kata Tjuta und Mt. Connor haben Wind, Wasser, Sand und Erosionen Uluru ueber Jahrmillionen zu dem geformt was man heute eindrucksvoll bewundern kann. Fuer die Aborigines haben alle drei Felsformationen eine sehr grosse spirituelle Bedeutung. Das ganze Gebiet um die Felsen gehoerte lange Zeit dem Staat. Nach jahrelangem hartem Kampf haben es die Aborigines jedoch geschafft, dass der Landbesitz an sie uebergeht. Gleichzeitig wurde jedoch alles wieder an den Staat fuer 99 Jahre zurueckgeleast. Der Nationalpark wird heute nun gemeinschaftlich verwaltet, wobei groesse Teile des Parkeintritts an die Aborigine Gemeinde gehen.
Neben dem Gebiet um Uluru und Kata Tjuta sind auch noch weitere entlegene Gebiete an die Aborigines Gemeinden zurueckgegeben worden.

Zu Beginn haben wir eine Wanderung bei Kata Tjuta gemacht. Kata Tjuta („viele Koepfe“) sind 36 Kuppen, die bis zu 546 m aus der Erde ragen und sich ueber eine Flaeche von 36 km² erstrecken. Das Gebiet ist durch etliche Taeler durchzogen. Durch eines dieser Taeler sind wir gewandert. Voellig faszinierend wie die Felsen neben einem in die Hoehe ragen. Man kommt sich winzig vor, wie in einer unrealen Welt. Dazu kommt noch die teilweise knall rote Farbe des Sandes und der Felsen.

Einzelne Felsen sahen dazu noch witzig aus, so wie dieser. Er erinnert ein bisschen an einen gestuertzten Pudding....

Nach dieser kleinen schweisstreibenden Beschaeftigung sahen wir uns zur Belohnung den Sonnenuntergang an. Sehr gemuetlich, da erstaunlicherweise recht wenig los war. Die Farbspiele bei Sonnenuntergang sind doch sehr beeindruckend.



Am naechsten Morgen ging es weiter zum Sonnenaufgang zum Uluru, um auch dort die Farbspiele zu bewundern. Im Gegensatz zum Sonnenuntergang gestern war nun richtig viel los. Haufenweise Busse und Touristen. Macht nichts es sah trotzdem klasse aus.



Da Uluru fuer die Aborigines eine sehr tiefe Bedeutung hat und die Besteigung des Berges Teil einer Zeremonie ist, die nur wenigen auserwaehlten eines Stammes gestattet ist, bitten sie, dass Touristen Uluru nicht besteigen. Viele Touristen, vor allem Australier haben wenig Verstaendnis fuer die Kultur und den Glaube der Aborigines und besteigen ihn selbstverstaendlich. Sie schauen eher verwundert, wenn man ihn nicht besteigt. Wir respektierten jedoch den Wunsch und liefen stattdessen aussen herum. Ein Teil des Weges liefen wir mit einer gefuehrten Ranger-Tour, bei der wir viele interessante Infos ueber die Aborigines,deren Kultur, Essen, Leben und die Bedeutung verschiedener Stellen am Uluru bekamen. Von den meisten bedeutenden und heiligen Stellen durften wir jedoch keine Fotos machen. Im Leben der Aborigines gibt es keine Schrift. Deren ganze Kultur und Wissen wird anhand von Geschichte an die Nachkommen weitergeben. Je nach Alter werden entsprechende Geschichten erzaehlt. Dazu gibt es spezielle Zeremonien, wie zum Beispiel eine Zeremonie in der Jungen zu Erwachsenen werden. Der Glaube verbietet es ebenfalls Geschichten ausserhalb dieser alterbezogenen Regelungen zu erzaehlen. Auch deshalb bleibt ein Grossteil des Wissens ueber die Natur und die Tiere sowie ueber deren Kultur innerhalb der Aborigines-Gemeinde und wird nicht an andere weitergegeben. Das ganze blockiert natuerlich das Verstaendnis fuer deren Kultur. Die Gemeinde um Uluru herum arbeitet jedoch sehr eng mit „Weissen“ zusammen und gibt insbesondere ihr Wissen ueber die Natur an die Nationalpark-Ranger weiter. Die Aborigines sind in einem Dilema. Zum einen leben immer weniger Aborigines deren Kultur und Glaube weiter, so dass immer weniger Geschichten weitergegeben werden koennen. Auf der anderen Seite verbietet der Glaube eine anderweitige Preisgabe ihre Tradition, so dass streng gesehen ihre Kultur langsam ausstirbt, wenn sie sich nicht den „Weissen“ oeffnen. Genau dies machen nun einige Aborigines Gemeinden.

Von weitem scheint Uluru ein unversehrter, makellos Felsen zu sein. Doch von nahem zeigen sich deutliche Spuren von Verwitterungserscheinungen und etlichen teils seltsam erscheinenenden Formationen, wie zum Beispiel hier.....
Ausserdem gibt es einige Felsmalereien. Da die Aborigines zu sehr mit Nahrungssuche beschaeftigt waren, blieb nur wenig Zeit fuer Malereien.

Nach dem Glaube der Aborigines hat jede noch so Kleinigkeiten eine tiefere Bedeutung die anhand einer Geschichte an Nachkommen weitergetragen wird. Kleinere abgebrochene Felsstuecke ruehren zum Beispiel von Angriffen mit Speren (nicht reale sondern nur in deren „Dreamtime“ und Glaube). Eine dieser Geschichten die verschiedene deutlich sichtbare Formationen erlaeutert ist die „Mala-Story“, die wie folgt lautet:
Zu Beginn als „Mala“-Maenner, Frauen und Kinder von West nach Ost reisten, schlugen sie ihr Lager am Uluru auf. Maenner, Frauen und Kinder bezogen verschiedenen Stellen. Dies machten sie aufgrund ihrer „Inma“ (religioesen Zeremonie). Einige Maenner trugen die Zeremonie-Fahne mit sich, stiegen auf die Spitze des Uluru und stellten die Fahne auf der Spitze des Berges auf, als Zeichen dass ihre Zeremonie beginnt. Von nun an, ist alles Teil einer Zeremonie, jagen, kochen, Wasser suchen, mit anderen kommunizieren, einfach alles. Die Mala-Leute waren gluecklich und beschaeftigt als ploetzlich andere Leute von Westen kamen. Diese luden die „Mala“ Leute zu einer Zeremonie ein. Jedoch mussten die „Mala“-Leute die Einladung ablehnen, da sie bereits ihre eigene Zeremonie gestartet haben und ihr Glaube – der gleichzeitig Gesetz ist – eine Unterbrechnung einer bereits gestarteten Zeremonie verbietet. Die Leute von Westen kehrten veraergert zu ihrem Lager zurueck. Da es ebenfalls Gesetz ist, dass man eine Einladung nicht ablehnen darf wollten sie sich raechen. Sie schufen deshalb einen Teufel, eine hundeaehnliche Kreatur, die die Zeremonie der „Mala“-Leute zerstoeren soll. Die „Mala“-Leute irgnorierten die Warnung des „Kingfischer“-Vogels. Etliche „Mala“-Maenner, Frauen und Kinder wurden deshalb durch die Kreatur getoetet. Von der hundeaehnlichen Kreatur gejagt, flohen sie Richtung Sueden. Am Rande des Uluru kann man die Spuren der Zeremonie und der Flucht deutlich sehen.

Zu Beginn hoert sich dies zwar ein bisschen komisch an, doch das ganze Leben, ihr Glaube, ihre Gewohnheiten werden anhand derartiger Geschichten erlaeutert und weitergegeben. In gewissen Sinne ist dies etwas vergleichbar mit unseren Maerchen, durch die Werte weitergegeben werden. Jedoch sind die Geschichten bei Aborigines viel staerker ausgepraegt und decken alle Lebensbereiche (Kultur, Glaube, Erziehung, Natur, Essen, etc) ab.

Nach zwei herrlichen Tagen im Nationalpark fuhren wir schliesslich nach Alice Springs. Unterwegs hielten wir zum Tanken an einem Roadhouse an, sahen das Schild, dass sie Mitarbeiter suchen, schauten rein, riefen am naechsten Tag nochmal an und konnten letztlich am Dienstag, den 29.04.08 auch gleich als "Roadhouse Attendant" anfangen. Das naechste Mal werden wir euch dann von unserem Arbeitsalltag berichten.

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