26. März 2009

Quantitaet statt Qualitaet....

.... getreu nach diesem Motto gehen wir seit dem 24. Februar taeglich fleissig zur Arbeit.

Seit 5 Wochen pfluecken wir nun fleissig im Hinterland von Melbourne zuerst in Shepparton und jetzt inCobram(ca. 200-250 km noerdlich von Melbourne) Birnen, Pfirsiche und ab naechster Woche Aepfel auf verschiedenen Farmen ( AV McNab, Sonnet Orchard, P. Pullar &Co). Hier werden wir nun zum ersten Mal nicht pro Stunde bezahlt sondern entsprechend unserer Leistung. Schluss mit Faulenzen, jede Minute zaehlt, denn am Ende des Tages wird man fuer gepflueckte Kisten bezahlt.

Wir wurden an unserem ersten Tag mit so einem schicken Pickingbag (eine Art Rucksack fuer den Bauch) und Leiter ausgestattet.

Die Aufgabe ist ganz einfach. So viele „gute“ Fruechte wie moeglich in den Beutel zu schmeisen. Ist dieser voll, leeren wir ihn in eine ca. 1 Kubikmeter grosse Kiste. Fuer jede gefuellt Kiste gibt es durchschnittlich 35 Dollar. Unser Ziel ist es, mindestens 8 Kisten pro Tag zu fuellen. Natuerlich hat der Farmer auch Qualitaetsansprueche. Nur die guten, schoenen und reifen Fruechte pfluecken. Aber da wir schliesslich nur fuer volle Kisten bezahlt werden, nehmen wir es mit der Qualitaet nicht so genau. Nur die oberste Schicht in der Kiste besteht aus wunderschoenen Fruechte. Man kann schliesslich nicht alles haben. Die meisten Fruechte, die wir bisher pflueckten, gehen direkt in die Fabrik und werden zu Dosenpfirsiche bzw. –birnen verarbeitet, da muessen die Fruechte schliesslich nicht immer so schoen aussehen. Nichts desto trotz koennen wir nicht nur "Muell" in die Kiste werfen, denn auf jeder der Kisten steht der Namen des Pflueckers. So kann man den Schuldigen ausfindig machen, wenn sich die Fabrik ueber die Fruechte beschwert.

Die meisten Farmen arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Ca. 15-20 Picker sind in eine Gruppe zusammengefasst und werden Gang genannt. Der Gruppenleiter ist der Ganger und ist fuer den gesamten Ablauf verantwortlich. Er kontrolliert unsere gepflueckten Fruechte und notiert unsere geleistete Arbeit. Jede Gang hat noch einen Tracktorfahrer, der die Arbeiter mit Kisten versorgt und die vollen Kisten wegbringt. Arbeitsbeginn ist um 7:30 Uhr, da es frueher noch zu dunkel ist. Arbeitsende ist ca. 15:30 Uhr, variert aber von Farm zu Farm. Es gibt zwei grundsaetzliche Arten wie gepflueckt wird. Entweder muss man alles ernten, was am Baum haengt (genannt Strip picking) oder man gekommt genaue Vorgaben wie Groesse oder Farbe (was fuer den Rot-Gruen- Blinden Thomas nicht ganz so einfach ist....).

Uebrigens eine volle Kiste enthaelt ca. 500kg Birnen. Das heisst bei 8 Kisten pro Tag pfluecken wir schlappe 4 Tonnen Birnen jeden Tag!!!!
Eine volle Kiste Pfirsiche wiegt nur ca. 400kg. Das sind trotzdem noch 3,2 Tonnen Pfirsiche pro Tag. Fuer eine Kiste bekommt der Farmer bei guter Qualitaet (also nicht bei unseren Kisten
J) ca. 200 Dollar. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, was der Farmer damit alles bezahlen muss.
Bis heute haben wir insgesamt 37 Tonnen Birnen und 30 Tonnen Pfirsiche gepflueckt. Wenn das mal nicht beeindruckend ist
J

Die Arbeit an sich ist ganz in Ordnung. Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft, bewegen uns viel und es ist eigentlich auch abwechslungsreich. Einziger Nachteil ist, dass es recht anstrengend ist und man nur was verdient, wenn man auch ordentlich etwas arbeitet. Also nichts mit rumsitzen und muehelos einen Haufen Geld verdienen. Deshalb haben wir auch anstatt Farmarbeit nach einem Job in einer Fabrik gesucht.....was heissen wuerde: bessere Bezahlung und mehr Stunden. Bisher waren wir leider ohne Erfolg. Denn mit etwas Verspaetung (typisch Australien) ist auch hier die Wirtschaftskrise angekommen. Viele Firmen reduzieren ihr Personal und etliche Australier sind arbeitslos. Einzige Verdienstmoeglichkeit fuer viele ist Erntearbeit. Da es aber auch super viele Backpacker in der Gegend von Victoria gibt, ist nun eine richtige Schlacht, um die sonst so ungeliebten Farmjobs entstanden. Als Autobesitzer ist man ganz klar im Vorteil und darum hatten wir auch sofort einen Farmjob.

Etwas frustrierend bei der ganzen Arbeitssuche ist auch, dass viele Arbeitsagenturen und auch Australier selbst, nach unserer Erfahrung, recht negativ gegenueber Backpackern eingestellt sind. Wenn man nach Fabrikarbeit oder aehnlichem fragt, heisst es gleich: „Geh, und mach Erntearbeit“. Nach deren Ansicht, sollen wir Backpacker nur die Erntearbeit machen und sonst nichts. Wie in Deutschland auch, sind sich die Australier groesstenteils zu Schade dafuer und haben Angst man koennte ihnen einen richtigen Fabrikjob wegnehmen.

So muessen wir nun halt weiterhin Birnen, Pfirsiche oder Aepfel pfluecken bis wir etwas „besseres“ gefunden haben.

Hier ein paar Eindruecke von unserer schweisstreibenden; HARTEN ARBEIT.....

Zwei Extreme.....mal ganz gross aber auch mal soooo klein

Bitte das Schild genau lesen!!!!

........ja...darauf haben wir uns jeden Abend nach der Arbeit gefreut...

Unser derzeitiges Haustier auf dem Campingplatz, das sich mit Vorliebe in unsere Pickingbags verkriecht....


Das wird wohl noch ein Kampf mit Alex, dass sie die Katze bei unsere Abreise nicht einpackt....

Wie bereits erwaehnt, werden wir nun noch die naechsten zwei Wochen bis Ostern fleissig Aepfel pfluecken und dann sehen wir mal, wie es weitergeht....

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nur oben die gute Früchte - geniale Taktik! Werde ich auch mal versuche, nur die Zahlen auf dem ersten Excelsheet passen, der Rest ist Schrott! -)

Beste Grüsse
Vom Doktorchen

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es denn wenn ihr euch nach dieser schweisstreibenden Arbeit mal richtig belohnt und an Ostern zu uns rüber kommt? Haben gesehen, dass es momentan ziemlich günstige Flüge gibt...;-)

Viele Grüsse und haltet dir Ohren steif!!

Frank & Jo